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Alte Windparks: Weiterbetrieb oder Verkauf?

Nach 20 Jahren endet für Windenergieanlagen die Vergütung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Das stellt die Eigentümerinnen und Eigentümer von Windparks vor eine wirtschaftliche Herausforderung: Eine Möglichkeit ist, den Windstrom über Power Purchase Agreements (PPAs) zu verkaufen. Das ist Chance und Risiko zugleich, denn die Höhe der, im Rahmen von PPAs angebotenen, Vergütung wird in der Regel von den aktuellen Börsenstrompreisen beeinflusst. Eine Alternative zum Weiterbetrieb ist – neben dem Repowering – der Verkauf. Aktuell ist die Situation besonders günstig, denn es gibt ein hohes Interesse von Investoren.

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Die immer noch relativ hohen Strompreise haben zur Folge, dass Windparks auch nach dem Ende der EEG-Vergütung wirtschaftlich betrieben werden können. Sinkt der Börsenpreis jedoch weiter nach unten, könnten die Gewinne gefährdet sein. Der aktuelle Abwärtstrend verunsichert daher manche Anlageneigentümerinnen und Anlageneigentümer.

Verkauf alter Windenergieanlagen statt Weiterbetrieb

Eine Alternative zum Weiterbetrieb ist das Repowering der Anlagen. Hier muss jedoch zunächst in die Entwicklung des neuen Windparks investiert werden. Wer auch dieses Risiko nicht tragen möchte oder den Aufwand scheut, sollte über einen Verkauf der aus der Vergütung gefallenen Windenergieanlagen nachdenken. Der Anlagenbetreiber macht beim Verkauf Gewinn und wird von allen Verpflichtungen, auch für den späteren Rückbau, entbunden.  

Derzeit gibt es ein hohes Interesse am Markt, das Feld an potenziellen Investoren ist groß. So sind etwa strategische Investoren wie Stadtwerke, Energieversorger und Energiedienstleister massiv am Aufbau oder der Erweiterung ihrer Erzeugungskapazitäten interessiert. Auch Finanzinvestoren bewerten alte Windparks als interessante Investitionsmöglichkeit. Zudem sehen klassische Projektentwicklungsunternehmen im Ankauf von alten Windparks Chancen auf Wertschöpfung im Rahmen eines anschließenden Repowerings. Deutschland ist außerdem für viele Investoren ein Zielmarkt – Interesse besteht daher bei in- und ausländischen Akteuren. Ein Beispiel aus unserer Beratungstätigkeit: Unlängst hat ein Betreiber seinen alten Windpark mit 22 Windenergieanlagen in nur fünf Monaten erfolgreich für 20 Millionen Euro veräußert.

Auf was man beim Verkauf achten muss

Die aktuell gute Situation für Windparkbetreiber ermöglicht ein wettbewerbliches Bieterverfahren. Bei diesem Verfahren nehmen über den gesamten Veräußerungsprozess für alle Beteiligten transparent eine Mehrzahl an potenziellen Investoren teil. Am Ende steht nach unserer Erfahrung auf Grund des Wettbewerbs eine echte Marktpreisermittlung und ein höherer Verkaufspreis. Außerdem bietet dieser Prozess für den Verkäufer eine hohe Abschlusssicherheit –  bis zur Abgabe eines bindenden Angebotes verbleiben mehrere potenzielle Investoren im Verfahren.

Allerdings müssen in einem solchen Bieterverfahren bestimmte Erfolgsfaktoren beachtet werden. Damit über den gesamten Veräußerungsprozess parallel mit verschiedenen Investoren verhandelt werden kann, müssen im Vorfeld Ziele, Rahmenbedingungen und Kapazitäten geklärt und die Prozessstruktur sowie Fristen konsequent danach ausgerichtet werden. Ein wettbewerbliches Bieterverfahren erfordert eine hohe Prozessverlässlichkeit auf Seiten der Verkäufer gegenüber den teilnehmenden Investoren.

Darüber hinaus sollten im Vorfeld die Informationen sorgfältig aufbereitet werden und sichergestellt sein, dass die Erstinformationen der Detailprüfung der Investoren standhalten. Ein wichtiges Element hier ist ein „Information Memorandum“, kurz IM oder Infomemo. Es dient dazu, Investoren wesentliche Informationen über den zum Verkauf stehenden Windpark in aufbereiteter Form zur Verfügung zu stellen. Es ermöglicht zu einer frühen Phase im Veräußerungsprozess eine belastbare Bewertung des Windparks durch mehrere Investoren und ist damit wichtiger Baustein für eine wettbewerbliche Preisermittlung.

Auch ist es nötig, am Beginn des Prozesses eine Vielzahl von Investoren gleichzeitig und einheitlich anzusprechen. Auf diese Weise wird die Basis für den Wettbewerb zwischen Investoren während des späteren Veräußerungsprozesses gelegt.

Vor dem Verkaufsprozess lohnt es sich nach unserer Erfahrung, verschiedene Möglichkeiten der Investorenansprache gegeneinander abzuwiegen. Entscheiden sich Verkäufer für ein wettbewerbliches Bieterverfahren, empfehlen wir eine sorgfältige Prozessstrukturierung noch vor der Platzierung des Windparks am Markt. Gewinnchancen können auf diese Weise gesteigert und die Zeitspanne zwischen Vorbereitung und Abschluss des Verkaufs verkürzt werden.

Dieser Artikel wurde von unserer Expertin Julia Braun verfasst.